Fast zeitgleich haben Apple und Spotify angekündigt, dass sie die Podcast-Welt auf “ein neues Level” bringen wollen.
Podcaster sollen zukünftig die Möglichkeit haben, ihre Inhalte in Form von Monats-Abonnements für ihre Hörer kostenpflichtig zu machen.
Ich gebe zu, das klingt ziemlich verlockend - denn wer würde mit seinem Content nicht gerne auf direktem Wege Geld verdienen?! Bevor ich aber meinen Senf dazu gebe wie ich persönlich das ganze einschätze, kommen hier erst einmal die wichtigsten Fakten und Infos, die es bis jetzt von den beiden Podcast-Riesen gibt.
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Apple Podcasts Subscriptions
Apple hat im Mai das Monetarisierungs-Feature für Podcast-Hosts in gleich 170 Ländern ausgerollt.
Zusammen mit diesem Modell gibt es gleich mehrere neue “Features” im Dashboard von Podcasts Connect.
Man kann z.B. die Metadaten des Podcasts bearbeiten, sogenannte “Channels” für bestimmte Episoden-Gruppen einrichten, Inhalte von Drittanbietern kennzeichnen, man kann festlegen für welche Länder und Hörergruppen die Inhalte frei zugänglich gemacht werden sollen und vieles mehr.
Aktuell herrscht das Vollchaos
Das klingt alles erstmal ziemlich cool und nach einem riesigen Sprung zu dem, was wir von Podcasts Connect bereits kennen. Die Realität sieht aktuell allerdings noch etwas anders aus. Es macht derzeit den Eindruck, dass hier mal wieder das Live-Experiment am Nutzer gestartet wurde. Und das in wie gesagt 170 Ländern gleichzeitig. Sprich, momentan funktioniert da kaum etwas so wie es sollte.
Das Einreichen von neuen Podcasts ist gerade so gut wie unmöglich und den Support erreicht man mittlerweile auch nicht mehr, weil der Server scheinbar massiv überlastet ist. Hier müssen wir uns also wohl noch ein wenig gedulden, bis wir die neuen Funktionen vollumfänglich testen können.
Aber zurück zur Theorie
Der Podcast-Host soll in dem neuen Subscription-Modell den Preis für das Abonnement seines Premium-Podcasts selbst festlegen, zugängliche Benefits definieren und kostenfreie Hörproben für die Nutzer anbieten können.
Man kann den "Premium-Nutzern" also Vorteile wie z.B. werbefreies Hören, Zugriff auf zusätzliche Inhalte oder den frühzeitigen oder exklusiven Zugriff auf neue Serien verschaffen. Als Provision behält Apple zunächst 30% deiner Einnahmen ein und ab dem 2. Jahr "nur noch" 15%.
Das Programm zum Anbieten von Premium-Abonnements steht dir ab sofort für 19,99 US-Dollar pro Jahr zur Verfügung. Podcaster können sich bereits heute über Apple Podcasts Connect für das Programm anmelden.
Bezahl-Podcasts bei Spotify
Nachdem Apple vorgelegt hat, hat wenige Tage später auch Spotify den Startschuss für bezahlte Podcasts gegeben. Auch hier können Podcast-Produzenten sich nun finanziell von ihren Hörern unterstützen lassen und ihnen im Gegenzug exklusive Inhalte zur Verfügung stellen.
Es heißt, dass Spotify gleich eine ganze Reihe von Features zur Monetarisierung von Podcasts einführen will. Als erster Schritt kommen nun die bezahlten Podcast-Abos.
Eine wichtige Besonderheit bei Spotify ist, dass dein Podcast bei der zum Unternehmen gehörenden Plattform “Anchor” gehostet werden muss, um an dem Programm teilnehmen zu können. Dort können dann die Episoden markiert werden, die nur den Premium-Abonnenten zugänglich gemacht werden sollen.
Die Episoden sollen dann wie gewohnt im Feed der Show auftauchen und auch über die Spotify Suchmaske zu finden sein, aber mit einem Schloss-Icon markiert werden.
Die Konditionen
Die Podcast-Produzenten können für ihre Exklusiv-Inhalte Preise von monatlich 2,99, 4,99 oder 7,99 Dollar aufrufen.
Neben den Bonus-Inhalten sind für zahlende Abonnenten wohl auch noch weitere Features, wie zum Beispiel ein Q&A-Tool geplant.
Attraktiver macht sich Spotify insgesamt wohl dadurch, dass vorerst keine Provision einbehalten wird. Die Einnahmen gehen in den ersten 2 Jahren zu 100% an die Anbieter. Erst ab 2023 sollen grade mal 5% abgeführt werden – das ist natürlich kein Vergleich zu Apples 30% respektive 15%. Allerdings scheinen die Abo-Preise dort dafür aber auch nicht vorgegeben bzw. begrenzt zu sein.
Interessenten können die Abos nicht direkt in der App abschließen, sondern werden dafür auf eine Website umgeleitet. So muss Spotify keine Abgabe an die App-Store-Betreiber Apple und Google zahlen.
Erste Tests laufen bereits
Zum Programmstart seien in den USA aktuell bereits 12 Podcasts dabei und veröffentlichen schon jetzt Bonus-Inhalte für Abonnenten. Nach der Testphase sollen die neuen Features in den kommenden Monaten dann weltweit verfügbar gemacht werden - hier können wir durch die Beta-Phase vermutlich mit weniger Komplikationen rechnen als bei Apple.
Macht das ganze für meinen Podcast Sinn?
Der erste Gedanke vieler Podcaster scheint bei dieser Nachricht zu sein: “Das ist ja super, dann zahlen meine Hörer also zukünftig für meinen Content” ...
Und daran glaube ich ehrlich gesagt jetzt erstmal nicht. Spotify sagt z.B. ganz klar: "Das Feature ist vor allem für Bonus-Content gedacht!" Sprich, es scheint auch nicht die Intention der Plattform zu sein, dass vorhandene Shows und Inhalte nun einfach zu einem Bezahl-Format umgewandelt werden.
Und ich kann mir auch beim besten willen nicht vorstellen, dass das für einen Podcast als Marketing-Tool allzu viel Sinn macht. Es sei denn, du hast eine riesige, treue Hörerschaft, die wirklich so sehr darauf brennt, deine Episoden zu hören, dass sie eben auch Geld dafür bezahlen würden. Diese Inhalte sollten dann allerdings schon so exklusiv sein, dass sie mit einem bezahlten Online-Kurs oder ähnlichem gleichzusetzen sind.
Denn auch wenn z.B. 2,99 oder 4,99 im Monat erstmal nicht viel klingt - wir dürfen wir nicht vergessen, dass diese 2,99 nicht wie bei Streamingdiensten den Zugriff auf alle Inhalte geben, sondern NUR auf DEINE Exklusiv-Episoden… Dafür solltest du dann natürlich schon sehr regelmäßig richtig gute Inhalte bieten können.
Für wen könnte das Modell interessant sein?
Mein Gefühl dazu ist aktuell, dass das Bezahlmodell z.B. für diejenigen interessant werden könnte, die einen gewissen “Promi-Status” haben und somit auch nicht wirklich in Konkurrenz mit anderen Podcasts stehen - oder eben für exklusive Inhalte, die nirgends anders zu bekommen sind… vielleicht auch für den Sport-Bereich…
Klar ist auch, dass diese Episoden dann natürlich ausschließlich auf dieser einen Plattform zu finden sein dürfen, damit das ganze Sinn ergibt. Und speziell bei Apple sollte man auch daran denken, dass man ggfs. Leute ausschließt, die sich eben nicht auf Apple Podcasts bewegen.
Premium-Inhalte zur Begleitung von Online-Kursen
Ein Punkt, den ich noch nicht abschließend beurteilen kann, auf den ich aber gespannt bin: vielleicht könnte aus dem ganzen eine coole Variante werden, um Kurse mit Audios zu begleiten.
Hier würde es mir in erster Linie gar nicht um die Bezahlung gehen (denn wenn jemand bei mir einen Online-Kurs kauft, läuft die Abrechnung in der Regel über Digistore) - ABER wäre es nicht cool, wenn man seine Teilnehmer über eine Podcast App per Audio begleiten bzw. erreichen könnte? Wenn man also den Zugriff auf gewisse Episoden nur für die Kursteilnehmer freigeben würde?
Das geht heute zwar auch schon über 1, 2 kleine Umwege, aaaaaaber aus Marketing Sicht wäre es doch echt clever, wenn deine exklusiven Kurs-Episoden in deinem regulären, kostenfreien Podcast mit dem besagten Schloss auftauchen würden, oder?
So würden deine Hörer regelmäßig sehen, was sie als Käufer deiner Kurse an zusätzlichen Inhalten bekommen würden.
Ich bleibe jedenfalls gespannt darauf, wohin uns das Ganze führt und was die Podcast-Welt noch so draus macht. ☺️